Alte Landesschule Korbach · Gymnasium

ALS Berichte & Presseberichte

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ALS-Akademie präsentiert: Objekte erzählen (waldeckische) Geschichte im 19. und 20 Jahrhundert in Museen

Am 22.02.22 besuchte Dr. Arnulf Scriba, seit Juni 2021 Leiter des Wolfgang-Bonhage-Museums in Korbach, die Oberstufe der Alten Landessschule in Korbach. Mit seinem Vortrag wollte er den Jugendlichen das Gefühl für Dringlichkeiten näherbringen und zeigen, was man von Objekten mitnehmen kann.

Arnulf Scriba

Zu Beginn haben einige Schüler des Geschichtsleistungskurses ein Interview mit Herrn Dr. Scriba geführt. Darin haben sie ihn unter anderen gefragt, ob er schon immer im Museum arbeiten wollte und weshalb er, nachdem er im Deutschen Historischen Museum in Berlin gearbeitet hat, wieder zurück nach Korbach gekommen ist. Herr Scriba berichtete, dass er nach ca. 22 Jahren, die er in Berlin gelebt hatte, wieder in seine Heimat zurückkehren wollte und Lust auf Veränderung hatte.

Den gebürtigen Berndorfer hat es zurück nach Korbach gezogen, weil er sein Elternhaus in Berndorf übernehmen wollte und seine Kinder in Korbach leben. Darüber hinaus hat die Schüler interessiert, wie der ehemalige Schüler der Alten Landesschule seine Schulzeit in Erinnerung behalten hat. Laut Scriba hat er besonders das 13.Schuljahr genossen. Nicht nur mit seinen Klassenkameraden hatte er viel Spaß, auch die Stadt Korbach hat er aufgrund zahlreicher Clubs, Bars und des Fußballclubs, dem er angehörte, als belebt und abwechslungsreich in Erinnerung.

Zuletzt bezieht der Museumleiter Stellung zu unseren Waldeck Projekt. Denn der Geschichtsleistungskurs hat bereits einen Podcast veröffentlicht und plant diesen Sommer die Veröffentlichung eines Buches, in dem es rund um das Genieländchen Waldeck geht. Herr Dr. Scriba ist von unserem Vorhaben begeistert und findet es großartig, dass sich auch Jugendliche für die Geschichte Waldecks interessieren.

Zunächst fragt Herr Dr. Scriba das Publikum, was es in einem historischen Museum zu sehen glaubt, wenn es um das 19 Jahrhundert geht. Die Schüler denken an Objekte, die zu dieser Zeit erfunden wurden, sowie Kunstwerke, Briefe und Schriften aus dieser Zeit. Dr. Anulf Scriba bestätigt, dass Museen nur zeigen könnten, was der Nachwelt überliefert worden ist. Dort finden sich viele schöne aufhebungswürdige Dinge, die dem Besucher einen näheren Einblick in die Vergangenheit geben sollen. Dennoch fragen sich viele Menschen, warum oftmals nicht der Alltag der Leute, die im 19 Jahrhundert gelebt haben, gezeigt wird. Grund dafür sei, dass Objekte wie Betten, Kleidung oder Geschirr nicht aufgehoben wurden.

Diese Darstellung ändert sich in den 1840er-Jahren mit Illustrationen des Pauperismus. Als Beispiel haben wir die Illustration „Die Armuth und der Communismus“ betrachtet. Es zeigt eine ärmliche Hütte mit einer Familie. Dies spiegelt die Realität dieser Zeit wider. Wie man sieht, spielte auch der Alkoholismus zu dieser Zeit eine große Rolle. Besonders in Waldeck war dies aufgrund des eigenen Staates mit eigener Brauerei, wo billiger Brandwein produziert wurde, keine Seltenheit. Da dieser aufgrund der geringen Besteuerung sehr günstig war, zählte er bis ins 20 Jahrhundert zu dem Grundnahrungsmittel der meisten Menschen. Von dem Zeitpunkt an wurde die Thematik über Armut und Elend immer häufiger thematisiert. Besonders das Wohnungselend rückte Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts immer mehr in den Vordergrund. Mit der Erfindung der Fotografie kam auch dieses Bild in die Museen, um den Alltag der damaligen Zeit zu zeigen. Ein Beispiel ist dieses Wohnungselend in Berlin um 1910. Dennoch ist es schwierig darüber zu berichten, weil es aus dieser Zeit nicht so viel gibt.

In Museen sollen Objekte gezeigt werden, über die man einiges erzählen kann, denn dadurch gewinnt ein Objekt an Bedeutung. Beispiele dafür ist Napoleons Hut, welchen er ein Markenzeichen für die die Schlacht bei Waterloo am 18 Juni 1815. Im Gegensatz zu dem Hut gibt es auch Objekte, zu denen man weniger erzählen kann. Ein Beispiel ist die Kopotte aus dem 19 Jahrhundert. Diese war eine Kopfbedeckung für Damen. Darüber hinaus hat uns Herr Dr. Arnulf Scriba von einem Koffer erzählt, der einer alten Dame gehört hat, welche immer noch in Korbach lebt. Diesen hatte sie mitgenommen, als sie als kleines Kind während des Zweiten Weltkriegs in den Luftschutzkeller geflüchtet ist. Darin befanden sich wichtige Dokumente für die Flucht. So kann ein solcher Gegenstand den Alltag einer einzelnen Person erzählen.

Dieser Koffer ist neben vielen anderen Überbleibseln in der aktuellen Sonderausstellung „Wir Kriegskinder“ zu finden. In der Ausstellung wird aus Sicht der Zeitzeugen, welche zwischen 1933 und 1955 als Kinder in Waldeck-Frankenberg lebten, berichtet, wie Schule und die „Hitlerjugend“ das Leben dieser Kinder dominierten.

Festzuhalten ist, je mehr wir über einen Gegenstand wissen, desto interessanter ist dieser. Ein weiteres Beispiel kam mit dem Erfinden der Fotografie. Ein Auswanderer namens Manfred Hirsch reiste nach Afrika. Die Fotos, die er dort machte transportieren etwas über die Flucht. Zudem vermitteln diese etwas persönliches und haben somit einen höheren Wert. Heutzutage befindet sich in dem Bonhage-Museum in Korbach ebenfalls ein Koffer aus dem Ende der 50-er und Anfang der 60-er Jahre. Dieser gehörte einer Person, welche sehr gerne gereist ist. Das lässt sich anhand der zahlreichen Sticker, welche sich auf dem Koffer befinden, festmachen. Zwischen den 50-er und 60-er Jahren erreichte die zunehmende Mobilität auch Waldeck. Wie dieser Waldecker reisten auch die Menschen zu dieser Zeit bevorzugt nach Italien. Anhand der vielen Aufkleber kann man Vieles von der Reise nacherzählen und es lassen sich die Entwicklungen des Reisens erkennen. Im Gegensatz zu heute war es eine Sensation, wenn man nach Italien reiste.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Bahnhof in Korbach zu dem wichtigsten Gebäude. Dieser wurde 1893 nämlich an das Bahnnetz angeschlossen, wodurch das Reise und auch der Transport der Waren erleichtert wurden. Dadurch veränderte sich die Wirtschaft, denn aus der Landwirtschaft gewonnene Milch konnte Beispielsweise schneller nach Kassel transportiert werden.

1887 wurde die Corbacher Zeitung, heute als WLZ bekannt, gegründet, wodurch Informationen schneller weitergegeben und verbreitet werden konnten. Früher dauerte es beispielsweise ca. 6 Wochen bis die Menschen in Waldeck von dem Erdbeben am 1. November in Lissabon erfuhren.

1907 gründete dann Louis Peter das Conti-Werk als Zweig der Mitteldeutschen Gummiwarenfabrik. Dies hatte Auswirkungen auf das Stadtbild in Korbach. Die Einwohnerzahl stieg erheblich, denn die Menschen waren nicht mehr gezwungen auszuwandern, um einen Job zu finden. Einige Menschen kamen sogar extra nach Korbach, weshalb sich die Einwohnerzahl in Korbach nach der Gründung der Fabrik auf 4.500 Einwohner vergrößert hat. Vor der Eröffnung der Fabrik lebten ca. 2.900 Menschen in Korbach.

Herr Dr. Scriba hat uns anhand einiger Beispielen gezeigt, wie ein Gegenstand an Bedeutung gewinnt, je mehr man dazu erzählen kann. Doch was wird von uns in 100 Jahren aufgrund der Digitalisierung noch erhalten sein? Vermutlich wird es nahezu unmöglich sein, in 100 Jahren Fotos von unseren Handys abzurufen. Das erschwert es für Historiker Fotos und Informationen zu sammeln, mit denen man den Menschen aus unserer Zeit berichten kann.

Abschließend lässt sich sagen, dass die Schnelligkeit von Veränderungen besonders wichtig für Museen ist. Sie sollen den Menschen helfen die Vergangenheit und die Gegenwart zu verstehen und dabei die Brücke von früher zu heute schlagen.

Mir persönlich hat der Vortrag sehr gut gefallen, denn es hat mir gezeigt welche Bedeutung hinter den Dokumenten im Museum steckt und wie viel uns ein einzelner Gegenstand über die Vergangenheit erzählen kann. Darüber hinaus ist mir bewusst geworden, wie schwierig es ist, den Alltag der Vergangenheit anhand von Gegenständen zu repräsentieren, denn oftmals sind Alltagsgegenstände der Vergangenheit nicht mehr erhalten geblieben. Obwohl Museen nur zeigen können, was von der Nachwelt überliefert worden ist, steht im Fokus, dass die Besucher eine Brücke von früher zu heute schlagen. Besonders hilfreich waren die Fotos der verschiedenen Objekte, die Dr. Arnulf Scriba während seines Vortrags gezeigt hat.

Von Charlotte Rose

Alte Landesschule Korbach

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